Beim Verfassen meines Artikels über das Thai Elephant Refuge habe ich mich in den Hintergründen über die Elefanten verloren. So sehr, dass ich mich entschlossen habe, daraus einen eigenen Beitrag zu machen. Et voilá, hier ist er. Hier geht es um den Horror des Elefantenreitens und wie es dazu kommt.
Wieso denn das?
Die meisten von uns haben sich schonmal vorgestellt oder gewünscht, auf einem Elefanten zu reiten. Das ist insofern verständlich, weil es wirklich majestätisch aussieht und garantiert eine einmalige Erfahrung wäre. In Film und Fernsehen werden wir dazu inspiriert und im Urlaub in Fernost oder Afrika werden wir dazu befähigt. Sieht man die Dickhäuter dort mit ihrem menschlichen Gepäck durch die Straßen und Felder trotten, könnte man sogar meinen, es macht ihnen überhaupt nichts aus. Man hört auch nie etwas vom Horror des Elefantenreitens. Schließlich sind sie ziemlich stabile Tiere. Was machen da schon ein paar hundert Kilo auf dem Rücken?
Ich habe auch lange in der Illusion gelebt, dass Elefanten zu reiten etwas tolles und erlebenswertes sei, weil ich nie viel über den Horror des Elefantenreitens gehört habe. Ohne mich verteidigen zu wollen liegt das daran, dass die Wahrheit recht gut versteckt gehalten wird oder wurde. Schließlich sieht man im Urlaub oder im Fernsehen nur den Ritt an sich, nicht aber, wie es dazu kommt. Damit ein Elefant sich so fügt und bei dem Schreckensspiel mitmacht, bedarf es jahrelanger Qualen. Aber fangen wir vorne an:
Grundsätzlich sind Elefanten friedliche, empfindsame und intelligente Tiere. Sie leben in Herden und je nachdem, wie ihre Umgebung ausgestattet ist, verbringen sie viel Zeit ihres Lebens damit, von Wasserstelle zu Wasserstelle und zu Futterstellen zu marschieren. Dabei können die Märsche zehntausend Kilometer umfassen. Sie lieben es, zu schwimmen und machen dabei gleichzeitig einen witzigen Eindruck. Den Rüssel, durch den sie atmen, richten sie nach oben und können so quasi vollständig im Wasser versinken. Interessanterweise leben Elefanten im Matriarchat, also die Kühe geben den Ton an. Sie verbringen viel Zeit damit zu Essen, circa zwei Drittel des Tages. Schließlich muss ein großes Tier auch viel Energie aufnehmen. In freier Wildbahn gibt es immer weniger Elefanten. Zum einen wird ihr Lebensraum stetig minimiert und zum anderen gibt es noch immer einen Markt für ihre Stoßzähne (und andere Körperteile, dazu später mehr) und für die Tiere selbst – für das Entertainment von uns Menschen.

Der frühe Peiniger bezwingt den Elefanten
So friedlich die dickhäutigen Vegetarier auch sind, nähern sollte man sich ihnen in der freien Wildbahn lieber nicht. Denn um ihre Herde und vor allen Dingen ihre Kälber zu schützen, werden die Riesen schnell zu tödlichen Tieren. Wie also wird aus solchen Herdentieren ein Nutztier, das Menschen durch Straßen und über Wald und Feld trägt? Die Wahrheit ist herzzerbrechend und eigentlich unfassbar: Das “Training” beginnt früh, teils so früh wie sie ohne ihre Mutter überleben können. Da gefangene Elefanten sich so gut wie nie vermehren, werden die Jungtiere gefangen. Dabei werden die Eltern – und oft auch die ganze Herde – beim Versuch, ihre Kinder zu schützen nicht selten getötet. Je jünger das Tier ist, desto weniger Willen hat es, der gebrochen werden muss. Denn genau darum geht es beim Phajaan.
Phajaan ist das Ritual, das vorrangig in Thailand, Burma und Indian angewandt wird, um aus einem wilden Elefanten einen willenlosen Diener zu machen. Dazu werden die Tiere auf kleinstem Raum eingesperrt, damit sie sich nicht bewegen können. Sie werden festgebunden, ausgehungert und mit einem spitzen Metallhaken an sensiblen Stellen geschlagen. Diejenigen, die bei dieser Tortur nicht sterben, vergessen die Erfahrung und ihre Peiniger niemals. Ihr Wille ist gebrochen, sie tun alles, was von ihnen verlangt wird. In vielen Fällen wird nun ein neuer Trainer hinzugezogen, der den Elefanten nun gut behandelt. Er fungiert als Retter und der Elefant vertraut ihm. Die Grausamkeit des Phajaans lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Jene, die dabei zugesehen haben, vergessen die Schreie der kleinen Elefanten nie. Die Narben bleiben ein Leben lang auf der dicken Haut sichtbar und in ihre Erinnerung tätowiert. Und das ist erst der erste Teil des Horrors des Elefantenreitens.
Der Horror des Elefantenreitens
Auch in der weiteren Haltung bleibt es weit von artgerecht entfernt. Den Mahouts (die Knechtherren der Tiere, denen sie aus Angst oder Verbundenheit folgen) liegt es ausschließlich daran, einen Nutzen aus den Elefanten zu ziehen. Dabei ist ihr Lebensstil ihnen recht gleich. Reist ihr mal durch Thailand, werdet ihr offene Ställe finden, in die die Tiere gerade so herein passen. Sichtbar, um Touristen zu inspirieren, aber für die Tiere eine Qual. Man kann sie dabei beobachten, wie sie “weben”. Das sieht in etwa so aus, als würden sie tanzen oder spaßen: Sie bewegen ihren Körper von hier nach da, lassen ihre Beine schwingen oder läuft – sofern möglich – im Kreis. Was für uns amüsant aussieht ist keineswegs ein Zeitvertreib sondern ein Zeichen für den psychischen Schaden, den der Phajaan hinterlassen hat und die Unterernährung, unter der das Tier leidet. Das Verhalten kann man im übrigen auch in unseren eigenen Zoos erleben, was auch hier die Brille der Illusion schnell zerspringen lässt.
Wie ich einst auch stellen sich viele die Frage, wieso das Reiten auf Elefanten so schlimm ist – mal ganz abgesehen von der zuvor stattgefundenen Tortur. Schließlich reiten wir ja auch auf Pferden und sie tragen keine so großen Schäden davon. Dazu muss man wissen, dass die Wirbelsäule der Elefanten vollkommen anders aufgebaut ist. Sie unterstützt den Rüssel, der Lasten tragen und Hindernisse bewegen kann. Die Sitze, auf denen man gemütlich durch die Gegend getragen wird, reiben die knochigen Vorsprünge ab und üben konsequent schmerzhaften Druck aus.
Das ist sie also, die Wahrheit. Wer jetzt noch sehnlichst daran denkt, auf den lieben großen Dickhäutern spazieren zu reiten, dem ist wohl in dieser Hinsicht nicht mehr zu helfen. Ich hoffe einfach, mit diesen Informationen einigen Menschen die Augen geöffnet zu haben. Es gibt keinen Elefanten, der aus reiner Freude oder Interesse ein Bild für euch malt, Menschen auf seinem Rücken trägt oder Kunststücke aufführt. Schande über unser Menschenhaupt, wirklich.
In diesem Sinne:
Cheerio,
Anna
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[…] Ursprünglich wollte ich an dieser Stelle genau darauf eingehen, was an der Haltung und dem Umgang sowie dem Reiten der Elefanten nicht in Ordnung ist. Ich habe mich aber schnell im Thema verloren und erkannt, dass es kein Abschnitt sein kann und darf. Deshalb habe ich den Elefanten einen eigenen Platz in meinem Blog gegeben. Um also mehr über die Gründe zu erfahren, weshalb die Elefanten ins Thai Elephant Refuge kommen und warum das Reiten auf Elefanten unmenschlich und höchstgradigst schrecklich ist, lest hier den vollständigen Artikel. […]
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