Frohes neues Jahr 2020! Falls ihr noch nach Ideen für gute Vorsätze sucht, habe ich hier den perfekten Vorschlag. Es gibt unterschiedliche Arten, Gutes zu tun. Viele spenden Blut, andere helfen in der Suppenküche, manche engagieren sich ehrenamtlich. Und das sind nur einige der Beispiele, wie wir Menschen in unserem Umfeld helfen können. Als ich in Oxford gewohnt habe, habe ich eine Frau kennengelernt, die mir von einer ganz besonderen Art der Spende erzählt hat, die sie selbst gemacht hatte. Man kann Haare spenden für kranke Kinder. Ihr Bericht hat mich sofort begeistert und inspiriert.
Warum Haare spenden?
Es mag vielleicht keine Leben retten, aber Kinder, die aufgrund von zum Beispiel Krebs ihre Haare verloren haben, finden in einer Perücke ein wenig ihres Selbstbewusstseins und Normalität wieder. Wer schon mal zu Karneval eine künstliche Perücke aufgesetzt hat kann nachvollziehen, dass diese selten sonderlich überzeugend sind. Deshalb sind Echthaar-Spenden so wichtig.
Es ist schlimm genug – unvorstellbar für einen gesunden Menschen – als Kind mit einer Krankheit wie Krebs kämpfen zu müssen. Die Kindheit sollte zum Spielen sein und stattdessen verbringen die Kinder ihre Zeit in Krankenhäusern mit Tests und aggressiven Behandlungen. Bei vielen äußert sich die Krankheit oder Behandlung schließlich auch im Aussehen. Haarausfall ist nichts ungewöhnliches. Es macht die Betroffenen allerdings auch sehr schnell leicht als krankes Kind erkenntlich. Genau das ist es aber oft, was die Kinder nicht wollen. Sie wollen die Chance haben, nicht als “krank” gebrandmarkt zu sein. Haare sind ein wichtiger Bestandteil dafür.
Meine Haare vorher


Wie kann man Haare für kranke Kinder spenden?
Ich selbst habe meine Haare schon immer besonders gemocht. Von jedem meiner Friseure wurde ich in der Regel durch Begeistertes durchs-Haar-streichen bestätigt. Ich habe tatsächlich ziemlich dickes, dichtes Haar, was ausgefallene Frisuren recht schwer macht, aber dafür wirklich gesund ist. Als ich klein war hat meine Mutter mir einen gemeinen Pottschnitt verpasst. Das psychologische Trauma davon habe ich bis heute nicht gut verdaut, weshalb ich mich vor Kurzhaar-Frisuren scheue. Ich bin eben ein Langhaar-Mensch. In diesem Sinne war es für mich eine echte Überwindung, Haare zu spenden, denn eine Haarspende muss mindestens 30 cm lang sein. Wenn man etwas Spliss mit einrechnet, sollte man schon etwa 32 cm spenden. Das ist ein paar Zentimeter länger als eine Din-A4 Seite. Da ich noch Haare auf dem Kopf behalten wollte und nicht wie ein geschorenes Schaf aussehen wollte, mussten meine Haare ziemlich lang werden.
In Oxford habe ich mich an eine nationale Organisation gewandt, die meine Bekannte auch benutzt hat. Als ich wieder nach Deutschland gezogen war und meine Haare wieder länger wurden, konnte ich den Gedanken an die Spende nicht verdrängen. Also habe ich recherchiert und eine Organisation in Deutschland gefunden, die Haarspenden für kranke Kinder annimmt.
Die Haarspenden 2014 & 2018


Das Ganze ist eigentlich recht einfach. Man muss nur ein paar Bedingungen erfüllen, damit die Spende angenommen wird:
- Die Haare müssen gesund sein
- Gefärbte Haare gehen auch (obwohl sie weniger wert sind)
- Es müssen mindestens 30 cm am Zopf sein (ab 30 cm spendet die Organisation einen zusätzlichen Geldbetrag an eine von drei gemeinnützigen Organisationen)
Man kann die Haare einfach beim eigenen Lieblingsfriseur abschneiden lassen. Alternativ kann man auch bei Rieswick & Partner (die Organisation, die ich gewählt habe) vor Ort in der Nähe von Borken (in Velen-Ramsdorf in NRW) spenden. Dort erhält man als Bonus noch einen kostenlosen neuen Haarschnitt am Ende.
Die Haare kann man einfach im Briefumschlag verschicken. Es wird sogar vorgezogen, keine Plastiktüten für den Versand zu benutzen. Die Spende wird vorab angemeldet und man erhält eine Bestätigung, wenn sie eingegangen ist. Man kann auch die Genehmigung geben, auf sozialen Medien veröffentlicht zu werden.
Meine Haare nachher



Nach der Spende
Eine Blutspende lässt sich mehrmals im Jahr machen, eine Haarspende ist leider etwas anspruchsvoller. Meine erste Spende habe ich in Ende 2014 in England gemacht. Im Frühjahr 2018 folgte die nächste Spende. Meine Haare sind – inklusive der normalen Besuche beim Friseur zum Spitzen schneiden – innerhalb von ca. 2 Jahren nachgewachsen.
Der große Vorteil für den Spender ist, dass man seinen Stil komplett neu erfinden kann und Neues ausprobieren kann. Leider gibt es keine Möglichkeit, das Endprodukt zu sehen oder vom Empfänger zu wissen (Datenschutz und so). Es ist jedoch möglich, wenn man jemanden kennt, die Spende für diese Person zu machen. Dafür muss man allerdings zu einem der lizenzierten Partnerbetriebe gehen oder diese Anrufen, um mehr Informationen zu erhalten. Bisher hatte ich das Glück, nicht in dieser Position zu sein.
Ich finde, Haare spenden für kranke Kinder ist eine fantastische Art, etwas Gutes zu tun. Ob man nun sein Karma-Konto auftanken möchte oder einfach das eigene Glück teilen möchte, die Gründe sind nicht wichtig. Die Kinder erhalten die Perücken kostenlos. So wird ihnen etwas Freude und Normalität in einer furchtbaren Zeit gegeben.
Übrigens: Auch alte Haare, die auf dem Dachboden lagen (soll wohl vorkommen), können eingeschickt werden.
Cheerio,
Anna
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!