Ehrlich gesagt hatte ich lange keine Ahnung, was Sticky Toffee Pudding ist. Irgendwie ist die ganze Sache komplett an mir vorbeigegangen. Als mich dann eine Freundin in England besuchte und wie wild nach einem guten Restaurant für Sticky Toffee Pudding suchte, wurden wir dann doch miteinander bekannt gemacht. Ohne großartig auf die Geschichte des Desserts einzugehen, möchte ich euch, als Teil 2 meiner Tea Time Serie heute ein tolles Sticky Toffee Pudding Rezept vorstellen.
Wichtig zu erwähnen ist, dass der Engländer, wenn er von Pudding spricht, nicht unbedingt das meint, was wir denken. Pudding kann so gut wie alles bedeuten, was mir Nachspeisen zu tun hat. Um genau zu sein, gibt es Regionen, in denen Pudding sogar genau das bedeutet: Nachtisch. Hinzu kommt dann noch der Yorkshire Pudding, der nun so überhaupt gar nichts mit Nachspeisen zu tun hat, sondern eher beim Sunday Roast seinen Auftritt hat. Nicht zu vergessen der Black Pudding, bei dem es sich um Blutwurst handelt. Also: Pudding ist nicht gleich Pudding. Nicht mal auf untereinander sind sie sich auf der Insel einig. Vorsicht also bei der Speisekarte! Andere Länder, andere Puddings.

Die Variation, die ich euch hier heute Vorstelle, wird mit Datteln gemacht. Allerdings handelt es sich dabei nicht einfach nur um irgendwelche Datteln. Beim Einkauf ist mir aufgefallen, dass bei uns Datteln einfach nur als Datteln verkauft werden, ohne, dass eine Art genannt wird. Tatsächlich unterscheiden sich Datteln aber sehr stark im Geschmack! Nach ein wenig Recherche weiß ich nun, dass die namenlosen Datteln im Laden höchstwahrscheinlich von der „Deglet Nour“ Art sind. Sie sind herzafter als die, die wir hier benutzen wollen. Was wir brauchen sind Medjool (auch Medjoul geschrieben) Datteln. Sie sind viel süßer und aromatischer. Im Internet – wie auch über Amazon – sind sie leicht zu bestellen.
Wie so oft ist es nicht unbedingt ein Leichtes, an alle Zutaten zu kommen. Trotz Globalisierung und dem – noch – offenen Markt zu England gibt es einfach Dinge, die wir hierzulande nicht kennen und die es hier in normalen Geschäften nicht zu kaufen gibt. Auch wenn die meisten größeren Geschäfte regelmäßig oder dauerhaft Spezialitäten aus aller Welt anbieten, sind englische Spezialitäten eher selten im Angebot, vor allen Dingen in kleineren Städten. So hatte ich bei der Planung des Rezepts so einige Schwierigkeiten, alles zusammenzubekommen. Erstaunlicherweise scheiterte es bereits an den zwei Zuckersorten, die man benötigt. Nachdem ich weder Demerara Zucker noch Moscovado Zucker fand, sondern einfach nur „braunen Zucker“, habe ich mich dann doch ins weltweite Netz begeben. Da ich etwas unter Zeitdruck stand, habe ich ganz einfach und unkompliziert über Amazon bestellt. Auch Black Treacle – ein Sirup, der aus Melassen gemacht wird – kann man dort bestellen.

Kommen wir also zum Sticky Toffee Pudding Rezept. Insgesamt braucht man etwa eine Stunde, um in den Genuss der Süßspeise zu kommen. Das Rezept reicht für etwa 14-20 Portionen (Laut Originalrezept “nur ” für 8 Personen, aber ich hatte am Ende mehr als 16 Stück), aber man kann den Pudding auch einfrieren und lange Zeit später nochmal genießen. Alternativ kann man natürlich die Mengen herunterrechnen.
Die Zutaten
Für den Pudding
250g Medjool Datteln (inclusive Steine)
200ml Wasser
1 Teelöffel Vanille-Aroma
200g Mehl (gewöhnliches Weizenmehl reicht aus)
1 Teelöffel Backpulver
1 Teelöffel Natron
2 Eier
90g Butter (weich)
150g Demerara Zucker
2 Esslöffel Black Treacle
100ml Milch
Optional: Etwas Crème Fraîche oder Sahne zum Servieren
Für die Sauce
150g Muscovado Zucker (hell oder dunkel)
50g Butter
200ml Crème Double (habe ich im Rewe nach langer Suche gefunden)
1 Esslöffel Black Treacle
Hinweis: Der Black Treacle wird zum Teil am Löffel kleben bleiben und man fühlt sich dazu verleitet, ein bisschen mehr hineinzugeben. Das ist nicht zu empfehlen, da der Melassensirup einen sehr starken Eigengeschmack hat und damit leicht alles übertönen kann. Weniger ist mehr, Freunde des Backpapiers!

Die Zubereitung
Wir fangen – natürlich – mit dem Pudding an. Damit man das Ganze portionieren kann, braucht man eine Form. Ich habe eine Muffinform und eine kleine Auflaufform benutzt. Die Muffinform war super, weil ich dadurch viele einzelne Portionen hatte, die genau die richtige Größe hatten. Da Sticky Toffee Pudding ziemlich schwer ist, waren die kleinen Portionen perfekt. Die Auflaufform war ideal, weil ich einen Großteil einfrieren wollte und es so perfekt ins Kühlfach passte. Zum späteren Auftischen kann sich dann jeder die gewünschte Menge herausnehmen.
Der Backofen sollte auf 180°C Ober- und Unterhitze vorgeheizt werden.
Also: Als erstes werden die Datteln entsteint. Da die Früchte sehr weich sind, kann man sie einfach auseinanderziehen und den Kern leicht entfernen. Die 200ml Wasser nebenbei aufkochen und dann auf die Datteln geben. Idealerweise sollte das Wasser alle Datteln bedecken, damit sie es aufsaugen. Notfalls kann man mit einer Gabel nachhelfen. Die Datteln für eine halbe Stunde beiseite stellen.
Die gewünschte(n) Form(en) mit Butter einpinseln und mit Mehl bestäuben. So ist es später einfacher, den Pudding herauszulösen.


In einer mittelgroßen Schüssel die 200g Mehl mit jeweils einem Teelöffel Natron und Backpulver vermischen. In einer zweiten, kleineren Schüssel, die Eier gut schlagen bis sie schaumig sind. In einer dritten, großen Schüssel die weichen 90g Butter und 150g Demerara Zucker mit einem (elektrischen) Rührbesen vermischen. Das sollte eine cremige, aber feste Mischung ergeben. Stück für Stück die geschlagenen Eier hinzugeben und alles gut miteinander vermischen. Schließlich kommen die 2 Esslöffel Black Treacle hinzu. Diese werden auch gut eingerührt. Ab jetzt wird das Rührgerät nicht mehr benötigt.
In kleinen Schüben werden nun abwechselnd die Mehl-Backpulver-Natron-Mischung und die Milch hinzugegeben und mit Gefühl und Liebe untergehoben. Am besten benutzt man dafür einen Teigschaber.


Nun kommen wir zurück zu den Datteln. Diese sollten jetzt mindestens eine halbe Stunde im Wasser gebadet haben. Mit einer Gabel stampft man sie etwas. Dabei wird aus Datteln und Wasser schnell eine cremige Masse. Sind keine großen Stückchen mehr zu sehen, gibt man diese zum Teig hinzu und vermischt alles miteinander. Wieder ist es wichtig, mit Liebe und Behutsamkeit zu vermischen. Es sollte am Ende ein Teig entstehen, der weich und noch leicht cremig ist, aber nicht flüssig. Notfalls kann man immer mit ein wenig Mehl nachhelfen.
Den Teig gibt man in die vorgefetteten und mit Mehl bestreuten Formen. Es reicht, sie etwa bis zur Hälfte oder 2/3 zu füllen. Der Teig geht im Backofen noch auf. Auf der mittleren Schiene werden die kleinen Puddings für etwa 25 Minuten gebacken. Mit einem Zahnstocher kann man am Ende prüfen, ob er durch ist: Man sticht in der Mitte herein und kommt das Holz sauber heraus, ist der Pudding fertig. Wenn nicht, lässt man ihn noch ein paar Minuten im Ofen.
Für die Sauce
Während die Küchlein im Ofen aufgehen, geht es an die Sauce, ein wichtiger Teil vom Sticky Toffee Pudding Rezept. 150g Muscovado Zucker werden mit 50g Butter und 100ml der Crème Double in einem kleinen Topf bei mittlerer Hitze erwärmt. Dabei ist es wichtig, regelmäßig umzurühren, denn sonst könnte es anbrennen. Ist der Herd zu heiß, könnte der Zucker karamellisieren, was den Geschmack verändern würde. Nach ein paar Minuten sollte sich der Zucker mit der geschmolzenen Butter und der Crème Double vermischt haben. Jetzt kommt der Esslöffel Black Treacle hinzu und die Hitze wird hochgedreht. Unter ständigem Rühren lässt man die Mischung etwa 3 Minuten richtig kochen. Danach direkt vom Herd nehmen, die restlichen 100ml Crème Double hinzugeben und gut verrühren.


Die Puddings aus dem Ofen nehmen und ein paar Minuten abkühlen lassen. Dann hebt man sie vorsichtig aus der Form und platziert sie umgedreht auf Tellern. Die Sauce wird mit einem Löffel darauf gegossen. Man kann auch noch einen Klecks Crème Fraîche oder Sahne dazu geben, je nach Geschmack.
Serviert man nicht am selben Tag, kann man auch etwas Sauce auf einen Teller geben, den umgedrehten Pudding daraufstellen, ihn mit etwas Sauce übergießen und beiseite stellen, kaltstellen oder einfrieren. Dafür am besten einen ofentauglichen Behälter verwenden! Im Laufe der Zeit wird er klebriger (Sticky Toffee Pudding eben). Um ihn später zu servieren, heizt man einfach den Backofen auf 180°C vor und wärmt den Pudding für etwa 10 Minuten (oder bis die Sauce kocht) wieder auf. Den gefrorenen Sticky Toffee Pudding sollte man auf jeden Fall erst auftauen lassen!

Das ist es also, das Sticky Toffee Pudding Rezept für Teil 2 meiner Tea Time Serie. Ich habe den Härtetest bei meiner Freundin bestanden: Es war vielleicht nicht derselbe Pudding wie in England, dafür aber eine tolle Überraschung. Den Rest hebe ich auf für ein gemütliches Essen mit Freunden bei mir oder einen sündenhaften Abend vor dem Fernseher. Ich hoffe, das Sticky Toffee Pudding Rezept gefällt und gelingt euch. In jedem Fall wünsche ich viel Erfolg!
Cheerio,
Anna

Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!