Thailand hat viel zu bieten. So gut wie überall, wo man hingeht, gibt es interessante, schöne und außergewöhnliche Dinge zu sehen. Leider ist aber nicht alles, was man sieht, angenehm. Thailand ist eins der leider nicht wenigen Länder, in denen Tiere für Entertainment schwer missbraucht werden. Am offensichtlichsten und wahrscheinlich grausamsten ist dies bei Elefanten. An drei Stellen während meiner Thailand-Reise bin ich auf das berüchtigte “Elefanten reiten” Angebot gestoßen. Nicht jeder weiß es, viele ignorieren es und einige fördern die extreme Qual, der die Tiere ausgesetzt werden. Tatsächlich ist es nicht das Reiten auf dem Elefanten, das die größte Grausamkeit darstellt. Aber dazu später mehr. Hier soll es um die Möglichkeit gehen, Elefanten hautnah zu erleben, ohne sie zu quälen: Das Thai Elephant Refuge wo man Tiere ohne Qualen erleben kann.

Wieso denn das?
Die meisten von uns haben sich schonmal vorgestellt oder gewünscht, auf einem Elefanten zu reiten. Das ist insofern verständlich, weil es wirklich majestätisch aussieht und garantiert eine einmalige Erfahrung wäre. In Film und Fernsehen werden wir dazu inspiriert und im Urlaub in Fernost oder Afrika werden wir dazu befähigt. Sieht man die Dickhäuter dort mit ihrem menschlichen Gepäck durch die Straßen und Felder trotten, könnte man sogar meinen, es macht ihnen überhaupt nichts aus. Schließlich sind sie ziemlich stabile Tiere. Was machen da schon ein paar hundert Kilo auf dem Rücken?
Ursprünglich wollte ich an dieser Stelle genau darauf eingehen, was an der Haltung und dem Umgang sowie dem Reiten der Elefanten nicht in Ordnung ist. Ich habe mich aber schnell im Thema verloren und erkannt, dass es kein Abschnitt sein kann und darf. Deshalb habe ich den Elefanten einen eigenen Platz in meinem Blog gegeben. Um also mehr über die Gründe zu erfahren, weshalb die Elefanten ins Thai Elephant Refuge kommen und warum das Reiten auf Elefanten unmenschlich und höchstgradigst schrecklich ist, lest hier den vollständigen Artikel.
Am Ende der Qual
Wie kommen die Elefanten zum Thai Elephant Refuge? Leider ist es – wie so oft – nicht so einfach. In vielen Fällen werden die Tiere von ihren Inhabern abgekauft, manchmal werden sie am Ende ihrer Nützlichkeit auch abgegeben. Man mag sich an dieser Stelle Fragen, wieso sie nicht einfach freigelassen werden. Sicher haben sie sich nach teilweise über 50 Jahren Quälerei und Arbeit eine Rente in Freiheit verdient? Die Wahrheit tut fast so weh wie über den Pahjaan zu erfahren.
Angenommen, wir ließen die circa 15.000 in Gefangenschaft lebenden asiatischen Elefanten einfach loslaufen: Ketten ab, Tür auf, ducken und warten. Es klingt dumm, aber es gäbe tatsächlich nicht genug Lebensraum in der freien Wildnis für die Tiere. Es fehlt an Platz, es fehlt an Nahrung, es Fehlt an der Kombination aus Platz und Nahrung. Der traurigere Grund ist aber, dass sie nach ihrer jahrelangen Tortur kaum noch fähig sind, in der Wildnis zu überleben. Mit gebrochenem Willen ist auch ein großer Teil der Selbsterhaltung entflogen und eine gewisse Abhängigkeit zu Menschen entstanden. Das ist aber leider Gottes nicht alles: Als Herdentiere sind Elefanten alleine nicht überlebensfähig. Obwohl sie hochsozial sind, beschränkt sich dieses Verhalten auf die eigene Herde. Es ist extrem ungewöhnlich für einen Elefanten, sich in einer neuen Herde einzufinden. Oft werden sie von der Herde nicht akzeptiert. Aus all diesen Gründen ist es nicht – oder extrem schwer – möglich, die Elefanten einfach auszusetzen. Deshalb gibt es auch das Thai Elephant Refuge.
Hauptsächlich durch Spenden kommen also die Elefanten bei der Rettungsstation an. Vom ersten Tag an heißt es nun Erholung und langsame Angewöhnung an das echte Leben als Elefant.

Ein neues Leben
Im Thai Elephant Refuge kommen viele Elefanten aus unterschiedlichen Gebieten und mit den verschiedensten Vorgeschichten zusammen. Anfangs gilt es, die Tiere aufzupeppeln. Dafür verbringen sie einige Zeit in einem Einzelgehege. Sie müssen sich an ihr neues Leben und die Pfleger gewöhnen und neue Kraft finden. Unzählige Freiwillige aus vielen verschiedenen Ländern kümmern sich von früh bis spät um die Nahrung, die verspielt und reichhaltig vorbereitet wird. So haben die Elefanten richtig was von der Nahrungsaufnahme.
Neben dem Essen braucht ein Elefant auch täglich Bewegung. Natürlich hat er diese in seinem Gehege, aber ein wenig Abwechslung tut schon recht gut. Dazu gehen die Pfleger regelmäßig eine Runde mit den dickhäutigen Riesen. Anders als bei den Mahouts werden sie nicht mit spitzen Stöcken getrieben und gelenkt, sondern mit einem Eimer voller Früchten und anderen Leckereien. Da kommen die liebevollen Riesen nur zu gerne mit.
Nicht nur die Pfleger sondern auch Besucher können mit den Elefanten spazieren gehen. Ich kann selbst bezeugen, dass das Erlebnis einmalig ist. Die freche Elefantendame, die bei unserem Rundgang mitgekommen ist, wollte den ganzen Eimer auf einmal mit ihrem Rüssel schnappen und umkreiste mit ihrer Rüsselspitze immer meinen Arm. Ansonsten hatte sie recht wenig Interesse an den Menschen um sie herum. Sie war friedlich und neugierig und hungrig. Gefreut hat sie sich auch über das Bad, das es am Ende der Tour gab. Ich sage Bad, aber im Prinzip war es eine kleine Dusche. Mit einem Wasserschlauch und einer Bürste wird der Elefant einmal komplett abgeschrubbt. Damit sie für den Wohlfühl-Moment stehen bleibt, steht vor ihr eine Wanne mit Wasser und Früchten, aus der sie naschen kann. Bei der Tour haben wir uns mit den anderen Gästen mit dem Schrubben abgewechselt. Das Bad kühlt und reinigt, sodass unsere Elefantendame direkt bereit für eine neue Schicht Staub ist. Staub schützt die Elefantenhaut vor UV-Strahlen, denn die Dickhäuter sind genauso anfällig wie wir für Sonnenbrand. Eine Staub- oder Schlammschicht ist dabei die beste Sonnencreme.
Mehr als nur Elefanten
Die Elefanten waren zwar, was mich zum Thai Elephant Refuge gebracht haben, aber sie waren nicht das einzige, was der Ort zu bieten hatte. Die Rettungsstation nimmt Tiere aller Art auf ihrem riesigen Gelände, das von Spenden erhalten und erweitert wird, auf. Besonders stark vertreten ist die Affen-Fraktion. Von ganz klein bis ganz groß ist eigentlich alles vorhanden. Viele Menschen halten die Affen als Haustiere, zum Entertainment oder aus anderen Gründen. Nach Jahren oder gar einem ganzen Leben in der Gefangenschaft haben die Tiere ihre Instinkte beiseite gelegt und benötigen eine Zeit, um sich an das Leben in der Wildnis zurückzugewöhnen.
Es erscheint auf der Tour ab und an ein wenig eigenartig, die Affen in Käfigen zu sehen, aber damit sie ein gutes und sicheres Leben in der Freiheit haben können, sind die Käfige anfangs notwendig. Thai Elephand Refuge verbringt viel Zeit damit, die Affen aneinander zu gewöhnen und ihnen so eine neue Familie zu schenken. Sobald sie sich sozial eingegliedert haben, stehen für die Affen einige künstlich errichtete Inseln zur Verfügung. Auf diesen wird erprobt, wie überlebensfähig die Primaten sind. Der simpelste Hinweis ist, dass sie so gut wie überhaupt keine Zeit mehr auf der Erde verbringen, denn in der freien Wildbahn liegt dort die Gefahr. Haben die Tiere die Probe bestanden, werden sie in den Dschungel entlassen.
Zum Abschluss
Das Thai Elephant Refuge – Tiere ohne Qualen erleben. Ich denke oft zurück an den Tag, den ich dort verbracht habe und die Geschichten, die die Freiwilligen Helfer erzählen. Natürlich sind die meisten Geschichten sehr traurig und oft sind sie grausam. In Einzelfällen sind die Geschichten aber auch einfach bizarr. So zum Beispiel die des männlichen Orangutans (leider habe ich seinen Namen vergessen). Er wurde von seinem Besitzer vor die Türen der Rettungsstation gelegt, zusammen mit einem Koffer voller Kinderkleider, Windeln und Spielzeug. Der Anblick war schon bizarr genug für die Tierpfleger. Der Orangutan selbst war gekleidet und verhielt sich wie ein Menschenkind – Tarzan in reverse, sozusagen. Er wurde von seinem Besitzer wie ein Kind gehalten und hatte keinerlei natürliche Verhaltensweisen. Als er zu einem jugendlichen Orangutan herangewachsen war, wurde es seinem Besitzer zu anstrengend und er setzte ihn aus. Mit der netten Orangutan-Dame vor Ort konnte er grundsätzlich nichts anfangen und sie ebenso wenig mit ihm. Bei meinem Besuch versuchten die Pfleger es gerade, die beiden mit einem Verbindungsweg einander näher zu bringen. Der gute Herr saß dort oben und beobachtete uns. Dabei winkte er uns zu uns schenkte uns ein breites Grinsen, was den Pfleger sichtlich frustrierte. Er ermahnte uns, nicht zurück zu winken, denn dieses Verhalten gehört zu jenen, die er ablegen sollte. Sich in der Natur menschlich zu verhalten – mit Winken oder auf dem Boden zu spazieren – ist ein Todesurteil. Ich weiß zwar nicht, wie es ihm heute geht, bin mir aber sicher, dass er tagtäglich Fortschritte macht.
Das Thai Elephant Refuge ist eines von vielen sogenannten Sanctuaries in Thailand und anderen Ländern. Leider ist aber der Name Sanctuary keine Garantie dafür, dass es den Tieren dort auch gut geht. Es lohnt sich daher, sich vorher gut zu informieren. Natürlich stehen Nationalparks immer ganz weit oben, da dort die Tiere frei laufen können und der direkte Kontakt zu Menschen auf ein Minimum beschränkt ist. Je nachdem, wohin man reist, gibt es noch viele andere Orte, die “Ethical sanctuaries” anbieten. Das Internet ist dabei ein wichtiger und mächtiger Helfer und Bewertungsplattformen bieten auch wichtige Informationen direkt von anderen Reisenden.
Die Welt ändert sich. Auch in Bezug auf die Behandlung von Elefanten. In Thailand wird die Situation langsam aber sicher besser. Damit Veränderung eine Chance hat, müssen wir denen, die sie verhindern möchten, den Markt entziehen. Haben die Mahouts keine Touristen mehr für ihre Elefanten, gehen die Einnahmen zurück und sie können sich es nicht leisten, neue Elefanten zu erwerben. Natürlich kommen zahlreiche andere Faktoren hinzu, aber grundsätzlich ist es wichtig, diese Horror-Industrie nicht zu unterstützen. Viel besser ist es, im Thai Elephant Refuge Tiere ohne Qualen erleben zu können. Deshalb empfehle ich es auch von ganzem Herzen!
Cheerio,
Anna
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[…] nur für Kinder kann man eine Patenschaft übernehmen! Ich habe ja bereits von meinem Besuch im Thai Elefant Refuge erzählt. Man kann auch für einen Zeitraum Pate von einem der Elefanten werden. Wer also ein Herz […]
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